Die „NAS“ Diskussion – Kommt es nun auf das Alter an oder nicht?

 

Allein die Bezeichnung „No Age Statement“ ist nicht ganz richtig. Denn nach schottischem Gesetz muss ein Whisky mindestens 3 Jahre im Eichenfass reifen.

Der erste Single Malt war ein Glenfiddich. Dieser kam in den Sechzigern auf den Markt, zu einer Zeit als es ausschließlich Blended Whiskys gab. Und er trug keine Alterangabe auf dem Etikett. Niemand störte sich daran. Verändert hat sich einiges als Anfang der achtziger der Spirituosengigant United Distillers (heute Diageo) in den Single Malt Markt einstieg. Zu dieser Zeit war die Nachfrage nach Whisky weltweit eher gering und die Warehouses in Schottland voll. Man konnte aus dem Vollen schöpfen. Mit dem Talisker 10 Jahre und Lagavulin 16 Jahre kamen zwei viel beachtete Klassiker auf den Markt. Auch Glenfiddich zog nach. Der Standard Whisky des Hauses wurde zu einem 12 Jährigen. „Age matters“ war häufig zu hören.

Mehr als dreißig Jahre später befinden wir uns in einer Zeit des Whiskybooms. Die abgesetzte Menge ist größer als man vor 15, 18 oder 21 Jahren kalkulierte. Dies führt logischerweise dazu, dass der Vorrat an alten Fässern zur Neige geht. Die Destiller setzten dadurch vermehrt auf jüngere Whiskys. Und das Auslassen der Altersangabe gibt ihnen mehr Freiheit in der Kreation neuer Abfüllungen. Bei einer Mischung verschieden alter Fässer innerhalb einer Destillerie, sprechen wir immer noch von einem Single Malt. Allerdings gibt das jüngste Fass das Alter auf dem Etikett vor. So macht es durchaus Sinn komplett darauf zu verzichten.

So gesehen ist der Age Statement Whisky ein Opfer seines eigenen Erfolgs.

Dennoch ist es den Destillern und Blendern möglich, aus verschiedenen Fässern, Fässern von hoher Qualität, ausgezeichnete neue Whiskys zu kreieren. Ein Destillat welches nur wenige Jahre in einem exzellenten und frischen Bourbon- oder Sherryfass reifte, kann von höherer Qualität sein als eine z.B. 20 Jährige Reifung aus einem schlechten Second fill Cask. „Age doesn’t matter, taste does“ heißt es heute.

Sicherlich besteht jedoch auch ein Problem darin, dass der Markt gerade zu geflutet wird mit NAS Whiskys. Oftmals mit prosaischen Namen und rosig ausgeschmückten Geschichten. Alles Marketing könnte man da denken und doch lieber auf den alten 18 Jährigen zurückgreifen, so fern überhaupt noch verfügbar.

Man hätte gerne so viele Informationen über den Whisky wie möglich. Angaben wie „Selected Casks“ oder „Master Distillers Choice“ sind wenig hilfreich. Das Alter ist da schon objektiver. Dennoch, am Ende entscheidet der Geschmack.

In Zukunft wird es wohl weniger „Aged Whiskies“ geben, aber sie werden bleiben. Wenn auch teurer. Der NAS Whisky ist da und bleibt. Es werden noch mehr Editionen entstehen. Dabei kann es sich um wunderbare Abfüllungen und Kompositionen handeln oder aber auch um überteuerte Produkte aus der oberen Preislasse.

 

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