Statistik:
Die zwei meist verkauften Whiskys der Welt kommen aus Indien und sind in Europa kaum verfügbar. An dritter Stelle folgt mit Johnnie Walker der bekannte Blend aus Schottland. Der meiste Malt Scotch Whisky wird in den USA getrunken. Es folgen Frankreich, Taiwan, Großbritannien und Deutschland. Den größten Marktanteil unter den schottischen Malt Whisky Herstellern hat Glenlivet, knapp gefolgt von Glenfiddich. Mit etwas Abstand folgen Macallan, Glenmorangie und Aberlour. Den mit Abstand größten Marktanteil unter den Blended Scotch Whiskys hat Johinnie Walker gefolgt von Ballantine’s und Chivas Regal. Der in Schottland meistgetrunkene Blend Famous Grouse folgt auf Platz 6.
Die höchste Kapazität hat die Glenfiddich Destillery mit 14 Mio. Liter pro Jahr. Die Kleinsten sind Kilchoman mit 200.000 Litern und Edradour mit 130 000 Litern. Noch kleiner sind die Neuen wie z.B. Abhain Dearg, Strathearn, Daftmill, oder Eden Mill. Zum Schluss: 125 Mio.Liter Scotch werden in die EU verkauft, nur 48 Mio. Liter nach Nord Amerika, 67 Mio. Liter nach Asien, immerhin 14 Mio. Liter in den Mittleren Osten und lediglich 1.2 Mio Liter nach Osteuropa.
Wegen der Reblaus trinkt heute die ganze Welt Scotch Whisky.
Bis Mitte des 19. Jahrhunderts tranken die Amerikaner, Engländer und viele Europäer mehr Cocgnac, Brandy oder Sherry und Portwein. Das Whiskymonopol lag noch bei den Iren. Durch die Erfindung eines kontinuierlichen Brennverfahrens durch Robert Stein und John Haig konnten die Schotten durch konstantes Whiskybrennen den Ausstoß erhöhen und damit den Preis senken. Die Iren hielten derweil am alten Verfahren fest. Dann begann man in Schottland leichtere und komplexere Whiskys zu mischen (blenden) was zu einem ausgewogenerem Geschmack führte und noch mehr das Interesse neuer Kundenschichten weckte. Und dann kam über Frankreich die Reblaus und der Mehltau. Große Teile der Weinstöcke wurden zerstört. Cognac und Brandy wurden knapp und die Engländer mussten auf die alkoholischen Produkte ihres nördlichen Nachbarn zurückgreifen. Von England verbreitete sich der Whisky über die ganze Welt. Noch Heute ist Whisky die meistverkaufte Spirituose weltweit.
Der beste Whisky kommt aus Indien!?
Mai 2014. bei einem Whiskytasting mit dem klagvollen Namen „Speyside vs. World“ wurde im Rahmen des Spirit of Speyside Whisky Festivals in Dufftown einer Gruppe und Scotch Whisky Enthusiasten 8 Whiskys angeboten. Teils aus der Speyside, teils vom Rest der Welt. Man war sich schnell einig was aus Nordamerika kam. Bourbon kann sich mit seiner Süße nicht verstecken. Der leichte Ire wurde mehrheitlich erkannt. Dann kam der letzte Whisky. Sehr komplex und aromatisch. Viele waren felsenfest davon überzeugt, dass es sich um einen Mortlach handelt. Diese außergewöhnliche Destillerie, die mit ihrer 2.8 fachen Destillation einen der komplexesten Malts der Speyside produziert. Und übrigens fußläufig vom Veranstaltungsort entfernt liegt. Doch weit gefehlt. Zur Überraschung und teils zum Entsetzten der Teilnehmer, handelte es sich um einen Inder. Einen Paul John. OK, das Tasting war dramaturgisch so aufgebaut, dass es zu einem solchen Ergebnis kommen musste. Aber dennoch interessant wie gut ein Inder abschneiden kann. Zumal die Inder einen eher verhalten guten Ruf in der Whiskybranche haben. Der markanteste Unterschied zwischen indischen und westlichen Whisky-Standards liegt im Neutralalkohol. Indische Whiskys werden üblicherweise mit Neutralalkohol vermählt, der meist als „extra neutral alcohol“, kurz: ENA, bezeichnet wird. Dieser wird üblicherweise aus Zuckerrohr-Melasse gewonnen, was ursprünglich rein pragmatische Gründe hatte: Zuckerrohr gibt es in Indien im Überfluss.
Die Masse aus Indien ist sicher auch nichts Besonderes. Kommt aber auch nicht in Europa an. Indien ist mit seinen 1.2 Milliarden Einwohnern der größte Whiskyproduzent der Welt und der drittgrößte Spirituosenmarkt der Welt. Nach den USA und China. Wenn insgesamt 2.6 Milliarden Chinesen und Inder die Produktion lehr trinken müssen wir Europäer uns an Schottland halten. Es gibt schlimmeres.
Schottland produziert mehr Sherry als Spanien.
Das könnte in Zukunft eine wahre Schlagzeile werden. Nicht erst dann, wenn die Klimaerwärmung es zulässt, dass in Schottland Trauben angebaut werden können. Die Schotten sind derzeit auch mehr an den leeren Sherryfässern als am Sherry selbst interessiert. Als 1930 die Spanier beschlossen ihren Sherry nur noch in Flaschen zu verkaufen und somit keine Fässer mehr nach England gelangen, (die Engländer waren seit jeher große Sherry Trinker) mussten sich die Schotten nach einer günstigeren Alternative umschauen. Fündig wurden sie in den USA. Dort hatte die Regierung 1933 zwar das Destillieren wieder erlaubt, jedoch die Auflage gemacht immer neue Fässer zu verwenden. Man wollte die durch die Weltwirtschaftskrise geschwächte Holzindustrie puschen. Gut für die Schotten, die nun günstig an gebrauchte Eichenfässer kamen. Zum Schrecken der Schottischen Whiskyindustrie denken jedoch die Amerikaner aktuell darüber nach dieses Gesetz von 1933 zu kippen. Es soll nicht mehr die Holzindustrie gefördert werden sondern eher der Wald geschont werden. Dies treibt die Fachleute bei Glenfiddich, Schottlands größter Malt Distillery dazu, mit eigenem Sherry zu experimentieren. Es geht dabei nicht darum einen guten Sherry zu produzieren. Den würde man nach der Lagerung eher zu Essig verarbeiten. Wichtig sind die Fässer. So kann es sein, dass wir in naher Zukunft im Regal einen Whisky finden mit der Aufschrift: „Single Malt Scotch Whisky matured in Speyside Sherry Casks“
Laut Jim Murray kommen die besten Whiskys der Welt nicht mehr aus Schottland. Wir haben einen Feldversuch unternommen:
Vergangenen Freitag fanden sich 15 Whiskyenthusiasten bei Scotia Spirit ein. Alles Teilnehmer von Whisky Festival reisen nach Schottland. Wir führten ein Blind Tasting mit 11 Whiskys durch. Davon 5 aus Schottland und 6 aus sechs verschiedenen Ländern der Welt. (Indien, USA, Kanada, Wales, Frankreich und Irland) Alle Whiskys lagen zwischen 40 und 46% vol., keiner hatte ein ungewöhnliches Finish oder ein überdurchschnittlich hohes Alter.
Es wurde verkostet, heftig diskutiert und dann bewertet. Mit Schulnoten je Whisky. Das Ergebnis war eindeutig: auf die ersten drei Plätze kamen Schottische Whiskys. Platz 1 errang Dewars neue Originalabfüllung eines 17 Jährigen Craigellachie. Dies war auch der älteste Whisky im Angebot. Knapp gefolgt vom Zweitplazierten Velvet Fig aus dem Hause Wemyss. Dieser Blended Malt hat übrigens 2015 den World Whisky Award in Gold gewonnen (Kategorie Blended Malt). Kreiert von Meisterblender Charles Maclean. Mit etwas Abstand folgte dann als Drittplazierter ein 10 Jähriger Speyburn. Ein einfacher Scotch Single Malt, dennoch besser als die Konkurrenten aus aller Welt. Der beste Welt Whisky kam dann aus Indien von Amrut. Der große Verlierer des Abends war ein kanadischer Bourbon von Seagrams. Auch der beliebete Black Bush aus Irland schaffte nur Platz 8.
Chinesen machen keinen Whisky
Kürzlich traf ich einen Chinesischen Whiskyliebhaber auf Einkauftour in der Speyside. Wir unterhielten uns über die weltweite Bedeutung von Whisky. Dabei fragte ich ihn, warum die Chinesen keinen Whisky herstellen. Obwohl sie doch alles was gerade vom Markt verlangt wird, produzieren und dabei fleißig die bekannten Vorbilder kopieren. Seine Antwort war so ehrlich wie einleuchtend:
„Erstens: Das Wasser in China is so verunreinigt, dass man keinen guten Whisky mehr herstellen kann.
Zweitens: Chinesen wollen mit einem neuen Geschäftsvorhaben sehr schnell Geld verdienen. Und gerade dafür eignet sich ein Whisky der erst Jahre in einem Fass reifen muss nicht.
Drittens: Wer soll einem Chinesischen Whiskyhersteller vertrauen, dass die Altersangabe auf der Flasche auch der Wahrheit entspricht“