Whisky aus Japan

 

Im vergangenen Monatsbericht habe ich über die Auswirkungen der Schlagzeilen über den vermeintlich „besten Whisky der Welt“ gesprochen. Nun soll der Ehren halber noch ein genauer Blick auf den Japanischen Whisky geworfen werden.

Japan ist das Mutterland von Sake jedoch wurde dort nicht der Whisky erfunden. Die Japaner kopieren, wie so manches Andere auch, und mitunter richtig gut. Man schaue auf Erfindungen wie das Auto, die Kamera oder den Laptop.

Angefangen hat es 1918 mit Masataka Taketsuru, Sohn eines Sake-Herstellers und ausgebildeter Chemiker. Er reiste nach Schottland um alles über  Malt Whisky zu lernen. Dort heiratete er die Schottin Rita Cowan und kehrte mit ihr 1920 nach Japan zurück. Dort gründete Taketsuru 1924 für die Brauerei Kotobukiya, aus der der Getränkekonzern Suntory hervorging, die erste Destillerie des Landes. Zehn Jahre später zog Taketsuru ins nördliche Hokkaido, wo das Klima am ehesten dem der schottischen Highlands ähnelt. Dort baute er seine eigene Destillerie auf – Nikka. Er ließ sogar Gerste aus Schottland importieren.

Nikka steht für die Verschmelzung von schottischer Handwerkstradition mit Effizienz Japanischer Industrie. In Japan wurde der „Kukubin“ ein Blend von Suntory zum Bestseller und verkauft sich nun schon seit 80 Jahren, obwohl er nicht von höchster Qualität ist.

Letztlich sind die Suntory-Blends und deren Beliebtheit für das zunächst schlechte Image Japanischer Whiskys verantwortlich. In ihrer großen Erfolgszeit in den 1960ern waren sie mit dem Slogan „good and cheap“ in Japan unterwegs. Konkurrenten wollten ihren Teil des Kuchens abhaben, wodurch auch sie immer billigeren Whisky produzierten. Leider bedeutete dies aber auch, dass der produzierte Whisky von meist sehr schlechter Qualität war und keine Konkurrenz für Produkte aus Schottland, Irland oder USA.

In den 2000 Jahren änderte sich dann einiges. Japanische Whiskys gewannen und gewinnen noch heute einen Preis nach dem Anderen. Die Ursache ist einerseits mehr Konzentration der Japaner auf das Herstellungsverfahren. Es wurde mit unterschiedlichen Pot Stills, mit verschiednen Hefen und Getreiden, sowie eigener Eiche statt Fässern aus USA oder Spanien experimentiert. Andererseits ist ein sicherlich nicht ungeschicktes Marketing kaum zu unterschätzen. Im Übrigen reifen Whiskys in Japan schneller als in Schottland weil die durchschnittliche Temperatur höher liegt als im Mutterland des Whiskys. Ob dies nun von Vor- oder Nachteil ist wird strittig bewertet.

Als Folge des Booms sind aktuell jedoch Single Malts aus Japan weitgehend vergriffen. Die geringen Lagerbestände konnten mit der erhöhten Nachfrage nicht mithalten. Dies betrifft insbesondere Single Malts mit Altersangabe. Allerdings sind noch immer einige NAS Whiskys und viele Blends auf dem Markt. Letztlich sollte man Japanischen Whisky kosten und ihn auf die Probe stellen. Am Ende kommt es auf das eigene subjektive Geschmacksempfinden an. Sowie auf den eigenen Blick zu dem Verhältnis von Preis und Leistung.

 

Ab April ist Japan mit einigen Abfüllungen zu Gast bei Scotia Spirit. Außerdem veranstalten wir zwei Tastings mit jeweils acht japanischen Whiskys.

 

Aktuell gibt es 11 Destillerien in Japan, zwei befinden sich gerade im Bau:

 

Chichibu: 2008 nahe Chichibu auf Honshū eröffnet

Fuji Gotemba: 1973 am Fuß des Fujisan erbaut, gehört zu Kirin/Mitsubishi

Hakushu: 1973 in Yamanashi auf Honshū erbaut, gehört zu Suntory

Hanyu: 1941 in Hanyu erbaut, gehört zu Hombo Spirits

Karuizawa: 1955 bei Nagano auf Honshū erbaut, gehört zu Kirin/Mitsubishi

Miyagikyo: 1969 nahe Sendai auf Honshū erbaut, gehört zu Nikka

Miyashita Shuzo: 1922 in Okayama erbaut

Shinshu: 1985 in Kamiinagun auf Honshū erbaut, gehört zu Hombo Spirits

White Oak: 1919 in Huogo erbaut, gehört zu Eigashima Shuzo

Yamazaki: 1923 zwischen Ōsaka und Kyōto auf Honshū, gehört zu Suntory

Yoichi: 1934 auf Hokkaidō erbaut, gehört zu Nikka

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